Dienstag, 15. Juli 2014

Rubia tinctorum auf Stoff

Die nächste Farbe meines Stofffärberei-Projekts ist geglückt: Krapp (Rubia tinctorum L.) auf  Wollstoff!


Aber ich fange mal von vorn an. Ich habe schon seit einiger Zeit vor auch Stoffe mit Pflanzenfarben zu färben, um Kleidung für meine 1475er Darstellung daraus machen zu können. Bisher mangelte es jedoch an einem geeigneten Färbetopf, der auch mal 3-5 Meter Stoff fasst und dieser sich darin immernoch wenden lässt.
Ebay-Kleinanzeigen sei Dank habe ich einen passenden Kessel gefunden - einen 150 l Wasch- oder Schlachtekessel aus DDR-Zeiten. Ein super Ding, zumal bei meinen lieben Großeltern Platz ist, und auch eine Esse, wo das gute Stück angeschlossen werden kann!

Mein Färbeküche :)
Nun hab ich mich dazu durchgerungen ein rotes Überkleid zu wollen und eine rote Hose und rote Wamsärmel stehen auch noch auf der Bestellliste. Damit sollte also eine Krappfärbung den Kessel einweihen.
Der Wollstoff ist von Naturtuche, einmal 2 m mittlerer Wollköper und 4 m leichter Wollköper sollten gefärbt werden. davon eine hälfte schön kräftig Rot und die andere ein leichteren Rotton.
Vorgebeizt habe ich fünf Tage zuvor mit Alaun (20%) und feucht im Kessel liegen lassen bis zum Färben.
Vor dem Färben hab ich die Wolle gründlich gespült, da sonst durch das Alaun der Farbstoff als Krapplack ausgefällt wird. 
1,35 kg geschrotenen Krapp hab ich über Nacht eingeweicht und dann in zwei Beutel abgefüllt, in den Kessel gegeben und mit Wasser aufgefüllt.

 
Im 1. Zug wurden die 2m mittlerer Wollköper und 1m des Leichten, also etwa 1,3 kg in die Flotte gegeben und über ca. 1 Stunde bei um die 60°C gefärbt. Diese Parameter hab ich auch bei den anderen Zügen eingehalten. Es ist ein schönes Rot herausgekommen. Der leichte Wollstoff ist sehr gelichmäßig gefärbt, der Mittlere jedoch etwas wolkig. Ich denke das liegt an der nicht richtig ausgewaschenen Appretur und eventuell auch an den Farbbeuteln, die mit in der Flotte waren.

Der 2. Zug beinhaltete 3m leichten Wollköper und ist sehr schön gleichmäßig in einem etwas hellerem Rotton eingefärbt.

Im 3. Zug habe ich einige Wollstränge und Sockenwolle gefärbt. Der Effekt des Poly-Anteils in der Sockenwolle ist, das die Farbe etwas mehr ins kupferne abdriftet, während die reine Schurwolle eher koral aussieht.

1., 2. und 3. Zug auf Wollköper (von unten nach oben).
Die Ausbeute: 5 m Wollköper 1. Zug, 3 m Wollköper 2. Zug und 600 g Garne im 3. Zug.

Die eigentliche Farbe auf Foto festzuhalten ist wieder schwierig gewesen. Sie liegt wohl irgendwo zwischen dem Farbeindruck der gezeigten Bilder.

Noch einen Versuch hab ich gestartet, in dem ich Stoffreste meiner letzten Gelbfärbungen Birke und Zwiebel mit in den 2. und 3. Zug geworfen habe. Es sind schöne Orangtöne entstanden, die sich stark ähneln. Der Ausgangs-Gelbton scheint nicht ganz so wichtig bei einer Überfärbung. Wie man auf den Bildern sieht, sind die Farben nicht ganz gleichmäßig, aber auch nicht fleckig. Ich würde eher sagen, die Farben wirken lebendig. ;)

1. Zug Birke überfärbt mit Krapp, unten 2. Zug, oben 3. Zug.

1. Zug Zwiebel überfärbt mit Krapp, unten 2. Zug, oben 3. Zug.
Alles in allem bin ich sehr zufrieden mit diesen Ergebnissen und Danke Christoph für das sehr gleichmäßige befeuern des Kessels - das war wirklich super! Ich freu mich schon aufs schneidern...

Das rote Leibchen

Heute stell ich vor: das rote Leibchen.
Im früheren Leben war es mal eine Jacke, die dem Besitzer nicht mehr gefiel und auch nicht für die Darstellung taugte, aus einem sehr festen, roten Stoff. Daraus haben wir ein Leibchen gemacht. Das ist  eine Jacke ohne Ärmel, quasi eine sommerliche Überbekleidung für den Herren im späten Mittelalter.
Es handelt sich um ein eng anliegendes Modell, mit einem runden Abschluss, vorn mit Häckchen und Ösen geschlossen. Die Armausschnitte orientieren sich am Wams, das hinten einen recht weiten Armkegel aufweist.



Vorbilder finden sich beispielsweise auf diesen Bildquellen:

1. Meister von Liesborn, Die Auferstehung Christi, um 1465,Detail
2. Mundekinger Flügelaltar, Geißelung, 1473, Detail

Donnerstag, 10. Juli 2014

Jacke und Gugel

Nach einem Monat des Schweigens meld ich mich nun wieder.
Es war einfach viel los - ich habe nun endlich mein Studium abgeschlossen und auch einen Job gefunden! So war der letzte Monat viel los.
Zudem habe ich mit Christoph nun noch mehr Nähaufträge für historische Kleidung und sind stetig mit der Bewältigung dieser beschäftigt.

Letzten Monat haben wir eine gelbe Schecke fertig gestellt:


Der Stoff ist wieder von Naturtuche - zwiebelgelbe Wolle in Köperbindung. Der Schnitt der Jacke ist recht weit und im Bereich der Taille in Falten gelegt und fixiert. Den Verschluss bilden drei Stoffknöpfe im Bereich des Oberkörpers und drei Häckchen und Ösen unterhalb des Gürtels. Seitlich ist die Jacke bis zur Höhe der Hüfte geschlitzt. Die Ärmel sind gerade und weit geschnitten.

Hier drei Bildbelege ähnliche Modelle: 
1. Mundekinger Flügelaltar, Dionysius auf dem Rost, 1473, Detail
2. Bauer, kolorierte Federzeichnung, Illustrationszyklus Didaktik, Schachzabelbuch, Konstanz, 1479
3. Meister der Kemptener Kreuzigung, 1460-70, Detail



Ebenfalls fertig gestellt ist eine walnussbraune Gugel mit seitlichen Keilen, wie man sie beispielsweise im Hausbuch Wolfegg mehrfach sieht.



Ich hab noch weitere tolle Sachen im Juni geschafft und versuche das alles bald noch hier einzustellen. ...wird alles nachgeholt ;)